Entwurf der EU-Kommission für Lieferkettenrichtlinie geht an der betrieblichen Realität mittelständischer Unternehmen vorbei

23.02.2022

Berlin: Es kann nicht oft genug gesagt werden, auch wenn wir den Eindruck haben, dass es in der politischen Auseinandersetzung bewusst nicht gehört werden soll: Die mittelständischen Unternehmen der deutschen Textil- und Modeindustrie bekennen sich nicht nur zu fairen Sozial- und Umweltstandards entlang ihrer Lieferkette; sie unternehmen bereits heute große Anstrengungen, das Wissen und die Kontrolle entlang ihrer Lieferketten ständig auszubauen. Was die Unternehmen laut Vorschlag der Europäischen Kommission für eine Lieferkettenrichtlinie jetzt alles regeln und dafür haften sollen, geht jedoch an der Realität vorbei.

Uwe Mazura, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der deutschen Textil- und Modeindustrie: „Schade, dass Brüssel nichts aus der Diskussion um unser nationales Lieferkettengesetz gelernt hat. Das heute vorgeschlagene staatliche Überwachungssystem mit seiner systemfremden Gefährdungs- und Sicherstellungshaftung in der Lieferkette ist ein theoretisches Konstrukt, das komplett an den Möglichkeiten mittelständischer Unternehmen vorbei geht. Dabei stellt die Europäische Kommission die Textil- und Modebranche quasi unter einen Generalverdacht. Die Schlechterstellung von Textil und Mode gegenüber anderen Industrien entspricht nicht der Realität. Gerade die deutsche Textil- und Modeindustrie zeigt auch im internationalen Vergleich einen hohen Grad an unternehmerischer Verantwortung. Das gilt auch für die mittelgroßen Unternehmen unserer Branche, die durch die Einbeziehung in den Geltungsbereich der Neuregelung besonders hart getroffen werden. Ihr wirtschaftliches Engagement und ihr Knowhow-Transfer tragen erheblich zu nachhaltigem Wachstum und höherer Beschäftigung in Entwicklungs- und Schwellenländern bei.“

Der Vorschlag der Kommission schafft neue unverhältnismäßige Anforderungen für viele mittelständische Unternehmen in der Textil- und Modebranche, wo eigentlich eine Entbürokratisierungsoffensive das Gebot der Stunde sein sollte. Dabei haben die Unternehmen von Brüssel zwar einheitliche, aber auch in der Praxis handhabbare Reglungen erwartet, um EU-weit auf einer gemeinsamen gesetzlichen Grundlage zu agieren. Die deutsche Textil- und Modeindustrie und ihre Mitgliedsunternehmen werden die Diskussion um eine europäische Lieferkettenrichtlinie deshalb weiter konstruktiv und kritisch begleiten.